November 2035

Auf der Todesinsel

»Leichen?« Zoe kniff die Augen zusammen und fokussierte ihren Blick auf die heranrauschenden Wellen und den Strand. »Bist du dir sicher?«

Carl lachte. »Da braucht sich dein Jay nicht sicher zu sein. Ich kann es zu einhundert Prozent bestätigen. Diese alten Krüppel da drüben sind mausetot!«

»Aber sowas von!«, bekräftigte Roy. Er strich sich über seine raspelkurzen, roten Haare. »Das sind bestimmt fünfzehn oder zwanzig.«

Madison schüttelte den Kopf und sah ihn voller Unverständnis an. »Was redest du da? Krüppel?«

Sie drehte sich zu Carl. »Habt ihr wirklich nachgesehen, ob nicht doch noch jemand lebt?«

Carl warf die Arme in die Luft. »Nein, wozu auch? Da hat sich niemand gerührt oder gerufen. Und meinst du, ich habe Lust das wenige Essen, das wir haben auch noch zu teilen?«

»Wie mies bist du denn?«, rief Zoe entsetzt. Auch wenn Carl und Roy nichts von den Essensvorräten im Basiscamp der Techniker und Ranger wussten, änderte es nichts an ihrer Empörung. Ihre braunen Augen sprühten vor Wut. »Du würdest wirklich jemanden verrecken lassen, oder?«

Die siebenundzwanzigjährige Ex-Soldatin setzte sich in Bewegung und preschte durch den Sand zum Meer.

»Warte!« Jay folgte ihr und auch die anderen, einschließlich des Rangers Jack Rundee, schlossen sich an.

Nach kurzer Zeit erreichte Zoe den ersten Menschen. Ein Mann. Die Wellen hatten ihn vollends aus dem Wasser bugsiert. Der Anblick war schockierend. Milchige blinde Augen starrten durch sie hindurch. Das Gesicht des Toten war eingefallen und ledern; das Haar kaum vorhanden und weiß.

Zoes Blick wanderte zu seinen Händen, die farblos seitlich zu Krallen verbogen waren.

»Er muss uralt sein«, sagte Qiuba, während er seine Nerdbrille zurechtrückte. Der Asiate zeigte auf den Rücken. »Sieh dir mal den Buckel an.«

»Das habe ich auch gedacht, aber hast du die Kleidung gesehen? Die passt eher zu einem jungen Menschen, so um die zwanzig bis fünfundzwanzig.«

Qiuba runzelte die Stirn. »Stimmt. Das ist seltsam.«